Fachbereich Rumpforthetik

Rumpforthesen werden zur Unterstützung, Stabilisation und Korrektur eingesetzt. Die Indikationen für eine Rumpfversorgung umfassen pathologische Veränderungen des Thorax, des Wirbelsäulen- und Beckenbereichs, und des abdominellen Weichteilbereichs. Ein Blick auf die anatomische Komplexität der Wirbelsäule und die umliegenden Strukturen lässt erahnen, wie vielseitig die Möglichkeiten in der Versorgung mit Rumpforthesen sind. Neben der Prothetik und Orthetik der Extremitäten steht die Versorgung des Rumpfes als ein eigenständiger Fachbereich im BUFA-Meisterlehrgang. Dabei umfasst die Ausbildung einen Theorie- und einen Praxisanteil, die aufeinander aufbauen. Der Theorieteil beinhaltet die anatomischen/physiologischen und pathologischen Eigenschaften des Rumpfes, sowie die Biomechanik der unterschiedlichen Orthesenkonstruktionen in den Bereichen Unterstützung, Stabilisierung und Korrektur. So werden Versorgungskonzepte von der Leibbinde über verschiedene Fixationsorthesen bis hin zur Kyphose- und Skoliosekorrektur erläutert. Dabei steht jeweils die Funktion der Versorgung mit den eingesetzten biomechanischen Wirkprinzipien  im Vordergrund. Der Praxisteil beginnt im ersten Halbjahr mit einer gegenseitigen Miederversorgung der Teilnehmer, die im zweiten Halbjahr an Probanden vertieft wird. Weiterhin wird im zweiten Halbjahr die Theorie zum Thema Stabilisierung / Fixation bei der gegenseitigen Herstellung von Fixationsorthesen praktisch umgesetzt, um auch am eigenen Körper die Wirkung einer Orthese zu erfahren. Der dritte Teil der Praxis steht im Zeichen der Korrektur: Für Probanden mit realen Skoliosen und Kyphosen stellen die Teilnehmer ein Korrekturkorsett her. Diese Versorgung beinhaltet die klinische Untersuchung, die Klassifizierung der Wirbelsäulendeformität, die Gips-Abform-Technik, die Modell-Technik und  die Anprobe mit abschließender Passform- und Funktionskontrolle.  

Fachbereich Beinorthetik

Nach ISO (International Organization for Standardization) ist eine Orthese eine extern angebrachte Vorrichtung, die aus einem einzelnen Bauteil oder einer Baugruppe besteht und obere oder untere Gliedmaßen, Rumpf, Kopf oder Hals und deren Zwischengelenke ganz oder teilweise erfasst, um die neuromuskulären und skelettalen Systeme zu beeinflussen. Diese Definition verdeutlicht das enorm breite Spektrum der Indikationen und Ausführungsmöglichkeiten für Orthesen. In der Beinorthetik reicht es von Einlagen bis hin zu reziproken Gehorthesen. Im Theorieteil des Meisterlehrgangs wird daher eine strukturierte Herangehensweise vermittelt, bei der über die Analyse der funktionellen Defizite und die Formulierung alltagsrelevanter Ziele die Anforderungen an die Orthesenversorgung erarbeitet werden. Im Weiteren wird dann überlegt, wie diese Anforderungen mit den aktuellen technischen Möglichkeiten umgesetzt werden können. Ziel ist es, die Handlungskompetenz der Teilnehmer dahin zu erweitern, dass sie sowohl die Eignung konfektionierter Hilfsmittel für die jeweilige Indikation bewerten, als auch eigene Versorgungskonzepte entwickeln können. Kernaufgabe im Praxisteil ist die Erstellung  und Umsetzung eines Versorgungskonzeptes für eine Ganzbeinorthese. Jeder Teilnehmer des Meisterlehrgangs fertigt eine Probeversorgung für Betroffene mit unterschiedlichsten Indikationen an. Auch die Diabetes adaptierte Fußbettung wird am Probanden geübt. Im Selbstversuch werden Erfahrungen im Bereich Einlagenversorgung und Unterschenkelorthetik gesammelt. Übungen zur Gießharz- und Prepregtechnik runden den Praxisteil ab. Neben den Aktivitäten im Meisterlehrgang werden vom Fachbereich “Orthetik der unteren Extremität” zahlreiche Seminare zu unterschiedlichsten Themen für externe Teilnehmer angeboten. Nähere Einzelheiten finden Sie im Seminarprogramm.