Fachbereich Prothetik – Versorgung der oberen Extremität

Am Anfang steht der Theorieteil, in dem von der Anatomie über die Biomechanik der oberen Extremität die wichtigsten Krankheitsbilder angesprochen werden. Die pathologischen Veränderungen und die damit verbundenen Versorgungsmöglichkeiten werden dargestellt, um dieses Wissen auch als Grundlage für die prothetische Versorgung zu nutzten.

Die prothetische Versorgung der oberen Extremität stellt das anspruchsvollste Versorgungsgebiet dar. Die Faszination, die die komplexe Funktion der Hand und des Armes ausübt, wird in Theorie und Praxis unterrichtet.

Der Theorieteil in der Prothetik umfasst das Unterscheiden der verschiedenen Amputationstechniken mit deren Besonderheiten, die Einteilung der Amputationshöhen mit den entsprechenden Versorgungsmöglichkeiten bis hin zur Bandagentechnik. Ein weiterer Schwerpunkt betrifft die Einführung in die Elektrotechnik zum besseren Verständnis der Funktion einer myoelektrisch gesteuerten Prothese.

Die praktische Ausbildung umfasst zum einen die Versorgung von unterarmamputierten Probanden mit einer myoelektrischen sowie die von oberarmamputierten Probanden mit einer Hybridprothese. Hierbei steht in erster Linie die korrekte Abform- und Schafttechnik mit verschiedenen Materialien (Thermoplaste und Silikon) im Vordergrund. Auch im heutigen Zeitalter der Elektronik hat die Steuerung einer Prothese über ein Bandagensystem einen festen Anteil in der Versorgungspraxis und schließt daher den zwölftägigen Praxisunterricht ab. Die mit allen Neuerungen der Technik ausgestattete Werkstatt erlaubt ein Ausprobieren und Verstehen von Funktion und Anwendung verschiedener moderner Handprothesen.

 

Fachbereich Prothetik – Untere Extremität: Oberschenkelprothetik

Einen eigenen Fachbereich im Ausbildungsplan der Bundesfachschule stellt die prothetische Versorgung nach einer transfemoralen Amputation inklusive der Knie- und Hüftexartikulation dar.

Die Vermittlung der theoretischen Grundlagen im ersten Halbjahr umfasst schwerpunktmäßig die Inhalte zu den Themen:

  • Amputationshöhen und -techniken mit den damit verbundenen Besonderheiten der Stumpfformung
  • Grundlagen der Anatomie
  • Stand und Gang des Menschen
  • Möglichkeiten der Frühversorgung
  • Mobilitäts- und Aktivitätsklassifizierung mit der damit verbundenen Auswahl der Passteile
  • Biomechanik der Schaftsysteme
  • Auswahlkriterien der zur Verfügung stehenden Materialien
  • Systematik, Einteilung und Funktion von Knie- und Fußpassteilen
  • Prothesenaufbau
  • Biomechanik/ Schaftkonstruktionen nach Knie- und Hüftexartikulation

Im praktischen Teil des zweiten Halbjahres hat jeder der Teilnehmer/innen die Möglichkeit, eine eigenständige Versorgung an einem Probanden durchzuführen. Dabei steht die Umsetzung der sitzbein- bzw. ramusumgreifenden Schafttechnik im Vordergrund. Dazu gehören

  • die Anamnese und Zustandserhebung des Probanden,
  • die Abnahme aller für den Prothesenbau relevanten Daten,
  • der Gipsabdruck,
  • die Modelltechnik,
  • der Aufbau der Prothese mit anschließenden Anproben, intensiven Fehleranalysen und den sich daraus ergebenen Modifizierungen.

Im Bereich der Knie- und Hüftexartikulation können die Teilnehmer/innen durch die Demonstration der Maß-Abformtechnik mit anschließender eigener Anwendung ihr Wissen im breiten Spektrum dieser Versorgungtechnik vertiefen.

Darüber hinaus bietet die Bundesfachschule regelmäßig Seminare und Module zum Themengebiet an. Eine frühzeitige Anmeldung bei hoher Nachfrage und Teilnehmerbegrenzung ist zu empfehlen. Diese ist notwendig, um eine intensive Betreuung der Teilnehmer zu gewährleisten und somit die Ausbildungsqualität der Bundesfachschule für Orthopädie-Technik aufrecht zu erhalten.